Identität der Architektur – 6. Aachener Tagung: Form
Positionen zur Bedeutung der Form in der Architektur
26. Oktober 2023
Fakultät für Architektur, RWTH Aachen University
Die 6. Aachener Tagung widmet sich dem Thema der Form. Dass ein Körper Raum einnimmt, gilt für den architektonischen Körper in gleicher Weise, nur dass dieser in seinem Inneren – im Gebäude gleich in der Stadt – zudem auch Raum und Räume selbst hervorbringt. Architektonische Körper bestehen aus Formen und Räumen. Und diese Räume sind für die Architektur elementar und daher weder als Leere wahrzunehmen noch als Nichts vorzustellen. Formen und Räume sind im architektonischen Körper komplementär miteinander verbunden. Das Anordnen und Errichten von Räumen an Orten ist Aufgabe der Architektur, mittels Form – innerhalb der Form – lässt Architektur die gebrauchten Räume erscheinen. Architektonische Räume kommen als ortgebundene Innenräume vor, die von Form und Formen begrenzt werden. An diesen begrenzenden Formen beginnen die Räume ihr Wesen, phänomenal entlehnt sich also der Raum seiner ihm gewidmeten Form, oder mit anderen Worten: Die Form als Grenze ist die stoffliche Wesensbestimmerin des Raums. Darin liegt die grundsätzliche Bedeutung architektonischer Form.
Mitnichten aber beginnt Architektur mit der Form, als vielmehr mit der Idee von Raum und Räumen und deren vorausahnender Vorstellung. Und erst infolge und danach lassen sich architektonische Formen bestimmen, in deren Mitten die Räume erscheinen: „Im Zimmer gestalten wir doch nicht zuerst die Wände, den Boden oder die Decke, als vielmehr den Raum, den wir wohnend in Gebrauch nehmen. Wir bekleiden nicht Wände, sondern den Raum inmitten der Wände. Und erst dieses Gewand lässt den Raum als dieses Zimmer erscheinen.“ Die Oberfläche der Form weist sich zugleich als Oberfläche des Raums aus. Und in der Weise, in der die Form durch diese Oberfläche begrenzt wird, ihren Umriss erhält und recht eigentlich an dieser Grenze erst ihren Anfang nimmt, so nimmt auch der Raum an derselben Oberfläche als seine Begrenzung seinen Anfang: Die Grenze ist also für die Form wie für den Raum ein und dieselbe. […]
Unter drei vorgegebenen Fragestellungen und anhand beispielhafter gebauter Projekte sollen die teilnehmenden Architekt:innen verschiedene Positionen im Umgang mit der Form aufzeigen und zur Diskussion gestellen.
1. Form und Architektur (Statement)
Welche Bedeutung hat die Form für die architektonische Gestalt des Baus? Welchen Stellenwert nimmt die Form beim Zustandekommen der Architektur ein? Inwieweit gehören Theorie und Praxis der Form zu den Grundlagen der Architektur?
2. Form und Entwurf
Ist eine bestimmte und bestimmende Vorstellung von Form immer schon beim Entwerfen präsent und daher auch ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Entwurfs? Bestimmt die Form Raum, Konstruktion und Material des Baus, oder passt sich die Form in einer Wechselwirkung an diese an?
3. Form und Bau
In welcher Weise werden die an die Form gebundenen entwurflichen Vorstellungen baulich umgesetzt? Welche Rolle spielt Form für die architektonische innere und äußere Erscheinung des Gebäudes und wie und wann werden diese Überlegungen auf verschiedenen Ebenen des Entwurfs- und Planungsprozesses untersucht und präzisiert?
Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung; Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Uwe Schröder; info@raum.arch.rwth-aachen.de; Fakultät für Architektur; RWTH Aachen University; wiss. Mitarbeit: Franziska Kramer, Susanne Rupprecht-Reinke, Jonathan Schmalöer, Frank Tebroke
News: Identität der Architektur - 6. Aachener Tagung: Form. Positionen zur Bedeutung der Form in der Architektur
Datum: 26-10-2023