SUBLIME AND BEAUTIFUL
Ausstellung zum Seminar Experimetelles Entwerfen mit Renato Nicolodi
Raumverständnis für Architektur (1)
Stellen wir uns Architektur im Moment ihrer Entstehung vor und ziehen die Zeit von Entwurf und Bau zusammen, von der Idee bis zum Schlussstein, noch ohne Anrechnung eines sinnstiftenden Zwecks, ohne den Abgleich mit dem bestehenden Ort und ohne jede Annahme der verstreichenden Zeit, also, das „Rahmenwerk“ gleichsam ohne inneres und äußeres „Füllwerk“, (2) dann wird vorstellbar, dass „Zweck“, „Ort“ und „Zeit“ nicht zu den Eigenschaftlichkeiten eines Gebäudes zählen können, obgleich sie sein Zustandekommen als „äußere“ Bestimmungen mehr oder weniger beeinflusst haben. Die äußeren bewegen die „inneren“ Bestimmungen – des „Materials“, der „Konstruktion“, der „Form“, der „Funktion“ und des „Raums“ – die ihrerseits als Eigenschaftlichkeiten des Gebäudes selbst auftreten. (3) Das wesentliche Werk von Entwurf und Bau besteht demnach auch darin, jene äußeren Bestimmungen mittels der Idee in die Architektur, in das Gebäude, zu transferieren und den inneren Bestimmungen einzuschreiben.
Kunst und Architektur
Ist die Kunst frei? Und, ist Architektur vielleicht unfrei? Wie unterscheidet sich die künstlerische Herangehensweise an das Werk von der architektonischen an den Entwurf? Über die individuelle Herangehensweise sucht die Architektur nach Sinn im Allgemeinen, im Generellen und über Raum zur Form in der Symbolisierung von Gemeinschaft und Gesellschaft. Dagegen scheint die Kunst eben dieses von der Architektur immer erst Gesuchte reziproke immer schon als ihren Ausgangspunkt anzunehmen und mithin, es in eine individuell gebundene Allgemeinheit des künstlerischen Werks zu übertragen. (4)
Programm
Im Rahmen des Kurses Experimentelles Entwerfen erhalten Studierende die Möglichkeit eines Perspektivwechsels, um die künstlerische Herangehensweise kennenzulernen. In diesem Prozess können neue Erkenntnisse, die den Horizont erweitern, der eigenen Entwurfshaltung hinzugefügt werden. In engem Austausch mit einem Künstler oder einer Künstlerin soll innerhalb von einer Woche an einem eigenen Projekt gearbeitet werden, wobei die mögliche Adaption der Herangehensweise der jeweils anderen Disziplin im Vordergrund steht. Durch einen Atelierbesuch und die gemeinsame Schlusskritik können sich Künstler*innen und Studierende begegnen.
1 Vgl. Uwe Schröder, Raumverständnis für Architektur … und auch für Stadt, in: der architekt 6/2020, raum. grundlagen der architektur V Berlin 2020, S. 19 – 22.
2 „Architektur ist Folie des Menschenlebens, aber nur beide Erscheinungen zusammen: Das Rahmenwerk und das Füllwerk ergeben in gewissem Sinne den Vollbegriff „Architektur“. Hermann Sörgel, Architektur-Ästhetik, 3. Aufl., München 1921, S. 269.
3 Vgl. auch die bereits erschienenen Heftausgaben zu Grundlagen der Architektur: der architekt 3/2017, Ort. Grundlagen der Architektur I, der architekt 6/2017, Material. Grundlagen der Architektur II, der architekt 6/2018, Funktion. Grundlagen der Architektur III, der architekt 6/2019, Konstruktion. Grundlagern der Architektur IV.
4 Vgl. Schröder, Uwe/Denk, Andreas, Mit der Kunst wohnen: Das Förg-Friedrichs-Projekt / Living with Art: The Förg-Friedrichs-Project, in: Günther Förg. Werke in der Sammlung Friedrichs / Works from the Friedrichs Collection, Berlin 2019, S. 22 – 31.
News: SUBLIME AND BEAUTIFUL, Ausstellung zum Seminar Experimetelles Entwerfen mit Renato Nicolodi
Datum: 02-12-2022