Seit den 1980er Jahren haben sich die Diskurse der Kultur-, Geistes-, und Sozialwissenschaften der Begrifflichkeit des Raumes zugewandt. Hinter diesem spatial turn verbirgt sich die Grundannahme, dass „Raum“ nichts Gegebenes, nichts eo ipso in der Natur Vorkommendes, sondern erst ein vom Menschen produziertes Phänomen ist. Die neue Perspektive wendet den Blick vom Individuum hin zu kollektiven Raumformen, -techniken und -repräsentationen von Gemeinschaften, Gesellschaften und Kulturen. „Raum“ und „Räume“ stellen sich als geographische und gesellschaftliche, soziale und kulturelle Verfasstheiten mit spezifischer zeitlicher Dauer und Wandelbarkeit heraus. Der architekturtheoretische und -kritische Diskurs ist von dieser „Wiederkehr” des Räumlichen nicht unbeeinflusst geblieben. So haben die neueren Theoriebildungen einer Soziologie des Raumes und die kunst- und kulturwissenschaftlichen Überlegungen zu historischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Raumbildung die Relevanz solcher Modelle des Räumlichen für den architektonischen Entwurf und die Architekturtheorie deutlich gemacht. Dass gerade das wesentliche Habitat des Menschen, die Stadt und ihre Architektur, in den Mittelpunkt des Interesses gerückt sind, liegt nahe: Bei keinem anderen Phänomen scheint das Gewebe von Gesellschaft und Dingwelt konkretere und komplexere Formen anzunehmen, als in der großen kultur-, sozial- und architekturhistorischen Konstante der Städte.
In Vorausschau auf eine komplexe Theorie des städtischen und architektonischen Raums, die mehr als bisher nur phänomenologische oder formale Aspekte in Betracht zieht, lassen die „interdisziplinären Gespräche über die Räume der Stadt“ Vertreter verschiedener fachlicher Standpunkte zu Wort kommen. In der Konfrontation unterschiedlicher Begriffe und Eigenschaften der „Räumlichkeit“ der Stadt konkretisieren sich die Grenzen, Schnittstellen und Übergänge zwischen den unterschiedlichen Auffassungen.
Anlässlich des Symposiums wird die Publikation „Stadt der Räume. Interdisziplinäre Überlegungen zu Räumen der Stadt“ vorgestellt. Zugleich wird eine Ausstellung mit Gipsmodellen eröffnet, die als Studienarbeiten zu Beiträgen des Buches entstanden sind. Symposium, Buch und Ausstellung schließen eine Reihe von Veranstaltungen und Publikationen ab, die in Zusammenarbeit der RWTH Aachen (Prof. Uwe Schröder unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Feyyaz Berber, Franziska Kramer, Susanne Rupprecht-Reinke, Christopher Schriner und Matthias Storch), der Fachhochschule Köln (Prof. Andreas Denk unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Daniel Hubert) sowie der Zeitschrift „der architekt“ seit 2011 entwickelt wurden.
News: Stadt der Räume. Interdisziplinäre Gespräche über Räume der Stadt im Deutschen Architekturmuseum DAM Frankfurt am Main
Datum: 25-09-2014