Das Projekt M1 befasst sich im WS20022/23 mit dem Humboldthafen in Berlin.
Die Entwicklung des Gebietes im Bereich des Spreebogens setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein und hält bis heute an. Nach den Planungen P.J. Lennés und K.F. Schinkels war nördlich des Spreebogens ein Standort militärischer, industrieller aber auch sozialer Einrichtungen vor den Toren der Stadt entstanden. 1859 wurde der Bau des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals (BSK) einschließlich des sogenannten „Schinkelschen Horns“ und des Humboldthafens abgeschlossen. 1868 begann der Bau der Stammbahn Berlin – Lehrte, die in den Kopfbahnhof „Lehrter Bahnhof“ mündete. Mit der Inbetriebnahme der Berliner Stadtbahn und der Eröffnung des Lehrter Stadtbahnhofes 1882 erlangte das Gebiet seine bis heute andauernde stadtpolitische Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt.
Durch die Kriegszerstörung des zweiten Weltkriegs und die veränderten Rahmenbedingungen wie die Teilung der Stadt – die Grenze verlief am Westufer des Humboldthafens – und den Mauerbau hatte der Standort seinen Stellenwert eingebüßt und geriet in eine vernachlässigte Randsituation. Der Humboldthafen hatte keine Funktion als Umschlagplatz für Waren und Rohstoffe mehr. Mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung erlangte das Gebiet nunmehr in zentraler innerstädtischer Lage neue Bedeutung. In einem städtebaulichen Wettbewerb namens „Stadtquartier Lehrter Bahnhof“ gewann 1994 O.M. Ungers mit einem radikalen wie konsequenten Entwurf. Die darauffolgenden 10 Jahre passierte wenig Nennenswertes mit dem Plan, bis Karl-Heinz Winkens den Entwurf 2006/07 investorenfreundlich überarbeitete. Aus dieser Vermarktungsstrategie folgte 2016 ein Bebauungsplan, nach welchem nun bereits zwei Baukörper realisiert wurden. Im Rahmen eines Normenkontrollverfahrens wurde der genannte Bebauungsplan im Juni 2021 in Teilen für unwirksam erklärt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen strebt nunmehr ein neues B-Plan-Verfahren an.
Mit der Neuaufstellung ergeben sich Chancen. Die bisherigen städtebaulichen und architektonischen Zielsetzungen der Baufelder können kritisch hinterfragt und angepasst werden. Ziel des M1 wird es sein, dem laufenden Prozess mit den studentischen Projekten neue Impulse zu geben. Verschiedenen städtebauliche Setzungen und deren hochbauliche Ausformulierungen werden den Schwerpunkt der Entwurfsaufgabe bilden. Besonderer Fokus wird neben dem Ort und seiner vielseitigen Geschichte v.a. der Kontakt zum Wasser eine entscheidende Rolle spielen. Die Nutzungen sind größtenteils aus dem städtebaulichen Konzept zu entwickeln.
Das Projekt wird in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen ausgegeben und bearbeitet.
Module: M1, Humboldthafen, Berlin
Module Code: 21.00241
Semester: WS
Jahr: 2022/23