Die Räumlichkeit einer Stadt ergibt sich aus den komplementären Beziehungen zwischen ihren Innen- und Außenräumen. Während erstere seit Jahrhunderten erforscht werden und somit über ein wissenschaftliches „Vokabular“ von Situationen und Typen (Atrium, Korridor, Platz, Straße etc.) verfügen, ist dies für letztere nicht der Fall. Vor diesem Hintergrund forscht das Lehr und Forschungsgebiet Raumgestaltung zu den Typologien der Außenräume.
Außenräumliche Situationen in der Stadt, sei es in den Vororten oder in "Stadtbrachen" innerhalb der Stadtgrenzen, werden oft als ein generisches "Kontinuum" betrachtet und gestaltet. Höchstwahrscheinlich ist diese Tatsache ein Erbe der Raumkonzeption der architektonischen Moderne des 20. Jahrhunderts, bei dem zahlreichen Architekten und Planer danach strebten, neue Ideen und Modellen von Städten vorzuschlagen, die weniger dicht bebaut und stärker durchgrünt waren als die meisten Städte jener Zeit. So entstanden im Vergleich zur Vergangenheit völlig neue Stadtvorstellungen, wie z.B. die Idee der Stadtlandschaft, die von Hans Scharoun vorgeschlagen und in den 1960er Jahren am Berliner Kulturforumteilweise verwirklicht wurde.
In den meisten gezeichneten oder gebauten Modellen, die aus diesen neuen Vorstellungen von Stadt hervorgingen, fehlte es den Räumen zwischen den Architekturen an klaren räumlichen Grenzen und damit an einer eindeutigen Identität. Meist handelte es sich um Räume, in denen die Beziehungen zwischen den architektonischen „Objekten“ im Vordergrund standen. Diese „Identitätslosigkeit“ der städtischen Außenräume ist auch heute noch in vielen räumlichen Situationen unserer Städte spürbar und stellt oft ein zu lösendes Problem dar. In jüngster Zeit wurden alternative Ideen zu dieser Verallgemeinerung der Außenräume formuliert, wie die Idee der Stadt-Natur (Moccia, 2016) und der städtischen Kulturlandschaften (Schröder, 2021).
Die kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Ideen von Stadt und Kritiken von Raumkonzeptionen, welche die Entwicklung europäischer Städte in der Moderne und Gegenwart geprägt haben, ist Gegenstand dieses Forschungsfeldes. Die Studierenden werden sich mit ausgewählter Literatur auseinandersetzen, Fallbeispiele vertiefend analysieren und städtische Räume aus einer phänomenologischen Perspektive nachzeichnen und kartieren (Rotblauplan). In einem zweiten Teil des Kurses werden diese Arbeiten mit den laufenden Forschungen des Lehr- und Forschungsgebiets Raumgestaltung über Rom und seine Typologien von Außenräumen verknüpft. Nach dem Erwerb einer kritischen Kenntnis der analysierten Fallstudien und der räumlichen Kartierung werden die Studierenden die erlernten Inhalte mit einer kritischen Analyse einer räumlichen Situation in Rom verbinden (Wohnsiedlungen, Infrastrukturen, Brachflächen...).
Die verschiedenen Aufgaben während des Semesters werden in Form von Präsentationen und kurzen Texten bearbeitet. Auf diese Weise ist das Seminar auch eine wichtige Gelegenheit, die bisherigen Kenntnisse der Studierenden im wissenschaftlichen Arbeiten zu üben und zu verbessern.
Hinweise zur Struktur und Organisation
Die Einführung in der Aufgabenstellung des Forschungsfeldes findet am Do., 10.04.2025 um 14:30 Uhr im Seminarraum R209 des Lehr- und Forschungsgebiets Raumgestaltung statt.
Die Bearbeitung der Aufgabe erfolgt in 2-er Gruppen. Wenn möglich, ist die Organisation in 2er Gruppen vor Beginn des Seminars wilkommen. Hierzu können Sie mit der Kursleiterin Kontakt aufnehmen unter: zedda@raum.arch.rwth-aachen.de
Die wöchentlichen Treffen und Betreuungen finden am Donnerstagnachmittag von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr in den Räumen des Lehr- und Forschungsgebietes Raumgestaltung statt. Etwaige Änderungen dieses Zeitplans werden von der Kursleitung im Voraus bekannt gegeben.
Während des Semesters werden mehrere Treffen und Vorträge zusammen mit Studenten der Wahlfächer „Typologie der Außenräume“ und „Kartierung der Außenräume“ stattfinden. Es sind zwei ganztägige Workshops geplant, von denen einer sich der Raumkartierung widmet.
Der Kurs wird auf Deutsch, ggf. auch auf Englisch angeboten.
Module: Forschungsfeld M. Sc. – Städtische Kulturlandschaften. Untersuchungen zwischen Stadt und Landschaft
Module Code: 21.00188
Semester: SS
Jahr: 2025