„Die Weise, wie der Mensch in seinem Haus lebt, bezeichnen wir als wohnen. Und so werden wir zunächst diesem Begriff nachgehen müssen, wenn wir das Verhältnis des Menschen zu seinem Haus bestimmen wollen. Das Wohnen ist eine Grundverfassung des menschlichen Lebens, die erst langsam in ihrer vollen Bedeutung erkannt wird. Der Mensch wohnt in seinem Hause. Er wohnt in einem allgemeineren Sinn auch in der Stadt. Aber Wohnen ist mehr als bloßes Sein oder Sich-befinden; denn diese beiden stehen zum Raum nur in einem äußeren Verhältnis. Der Existentialist, wenn wir uns an ihm eine äußerste Möglichkeit des menschlichen Daseins verdeutlichen, kennt kein Wohnen. In die Welt ‚geworfen‘, wie der bezeichnende Grundbegriff heißt, findet er sich an einer grundsätzlich beliebigen Stelle, die er sich nicht ausgesucht hat und die ihm wesensfremd bleibt. Er kennt die Welt nur als Druck der beengenden Situation. So bleibt er auf der Erde ein ewiger Fremdling, an keinen Ort besonders gebunden, immer unterwegs, aber niemals am Ziel. Wohnen aber heißt, an einem bestimmten Ort zu Hause sein, in ihm verwurzelt sein und an ihn hingehören.“
Otto Friedrich Bollnow, Mensch und Raum, Stuttgart 1963, S. 125
Zum Modul „Entwerfen“
Das Modul führt praktisch in das Entwerfen als Kerndisziplin der Architektur ein. Die zwei Übungen des ersten Semesters und das Projekt des zweiten Semesters stellen eine systematische Annäherung an wesentliche Aspekte des architektonischen Denkens und Handelns mit zunehmender Komplexität dar. Das Modul steht in einem engen inhaltlichen Zusammenhang zum Modul Grundlagen des Entwerfens, die dort gelernten theoretischen Grundlagen werden hier praktisch erprobt.
Im ersten Semester wird über zwei Übungen („Unterwelt“, „Einsiedelei“) ein individuelles Verständnis und damit einhergehende Kenntnisse und Fähigkeiten des architektonischen und städtebaulichen Entwerfens erarbeitet. Im zweiten Semester werden diese Kenntnisse und Fähigkeiten im Projekt Wohnen+ mit einem Wohngebäude im städtischen Gefüge vertieft.
Die Studierenden können grundlegende architektonische Muster, Elemente, Räume und Typologien erkennen, deren Gesetzmäßigkeiten analysieren und diese in den eigenen Entwurf übertragen. Sie können Ideen und Konzepte formulieren und einfache raumbildende Ansätze entwickeln. Sie verfügen über ein Grundverständnis der Komplexität der Einflussfaktoren des Entwerfens und können innerhalb dessen erste Gewichtungen vornehmen. Die Studierenden besitzen eine Vorstellung von einem strukturierten Entwurfsprozess, sie erarbeiten Varianten und können diese bewerten. Sie verstehen grundlegende ordnungsgebende Prinzipien, entwickeln diese und wenden sie an. Sie erkennen die grundlegenden räumlichen, sozialen, klimatischen, morphologischen, historischen Bedingungen eines Ortes. Sie kennen die das Wohnen betreffende Muster, Elemente, Räume und Typologien. Die Studierenden erlernen im Projekt Entwurf spezifische Grundlagen des Wohnens an einem Ort. Sie können mittels eines Gebäudes eine Beziehung zur Stadt herstellen und ein Gebäude im Kontext denken.
Die Art der Durchführung der Projektarbeit in Einzelbetreuung, die Diskussion in Gruppen bei regelmäßigen Kolloquien sowie die abschließende öffentliche Präsentation des Projektes, fördern die Schlüsselkompetenzen der Studierenden, ihre Fähigkeit zum selbständigen Handeln, Kommunizieren und Interagieren.
Module: EE, Einführen in das Entwerfen, Wohnen + Stadtwohnen: Hohenzollernplatz, Aachen
Module Code: 20.00011
Semester: SS
Jahr: 2024