„In Maurilia wird der Reisende eingeladen, die Stadt zu besichtigen und zugleich gewisse alte Ansichtskarten zu betrachten, die zeigen, wie sie früher war: genau derselbe Platz mit einem Huhn anstelle des Autobusbahnhofs, dem Musikpavillon anstelle der Überführung, zwei Fräulein mit weißem Sonnenschirm anstelle der Munitionsfabrik. Um die Einwohner nicht zu enttäuschen, muß der Reisende die Stadt auf den Ansichtskarten loben und sie der heutigen vorziehen, jedoch darauf bedacht sein, das Bedauern im Rahmen genauer Regeln zu halten: zugegeben, daß Grossartigkeit und Wohlstand des zur Metropole gewordenen Maurilia, mißt man diese an dem alten provinziellen Maurilia, keinen Ersatz für eine gewisse verlorene Grazie bieten können, die allerdings auf den alten Karten nur jetzt gewürdigt werden kann, während man, das provinzielle Maurilia vor Augen, an Anmutigem wahrhaftig nichts sah und davon heutzutage noch weniger als nichts sehen würde, wenn Maurilia genauso geblieben wäre, und daß jedenfalls die Metropole noch diesen zusätzlichen Reiz bietet, daß man an Hand dessen, was sie geworden ist, mit Nostalgie an das denken kann, was sie gewesen ist.“
Calvino I., Die unsichtbaren Städte, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1985: 37
Nach jahrzehntelanger Vorherrschaft der architektonischen und städtebaulichen Konzepte der Nachkriegsmoderne – der autogerechten Stadt und des “fließenden” Raums mit architektonischen Solitären – verzeichnete sich ab Ende der 1960er Jahre eine Rückkehr zu einer Stadt von Straßen, Plätzen und Höfen – zu einer Stadt der Räume. Die ersten Zeichen dieses Paradigmenwechsels sind zunächst in den Publikationen und dann zunehmend in den Entwürfen der Architekten zu erkennen.
Das Forschungsfeld "Form und Raum. Stadtkonzeptionen im Wandel 1970er-1980er" widmet sich wesentlichen Beiträgen dieses Wandels.
Ausgehend von einer ersten Betrachtung von verschiedenen ausgewählten Stadtkonzeptionen und Modellen der Moderne – Voraussetzung, um den Wandel zu verstehen – werden die theoretischen, gezeichneten und entworfenen Beiträge ausgewählter Architekten analysiert. Unter diesen Architekten sind Aldo Rossi, Rob und Leon Krier, Oswald Mathias Ungers, Josef Paul Kleihues, Colin Rowe und Christian Norberg Schulz – sowie weitere Vertreter einer jüngeren Generation, die sich in dieser Debatte ausbildete, wie z.B. Rem Koolhaas oder Hans Kollhoff.
Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch Ereignisse, welche damals die Gelegenheit anboten, diese Stadtkonzeptionen in einem “gemeinsamen Projekt”, unter Beteiligung verschiedener Architekten, umzusetzen: zum einen die sogenannte „Roma Interrotta“ (1978), zum anderen die Internationale Bauausstellung (IBA) Berlin 1987 (1979-1987).
Der Kurs ist als semesterbegleitendes Forum konzipiert, in dem bei jedem Treffen Präsentationen der Studierenden (im vierzehntäglichen Rhythmus) und der Kursleiterin aufeinanderfolgen. Am Ende jedes Treffens wird Zeit für Debatten und kritische Reflexionen über die behandelten Themen gewidmet. Als Abgabeleistung des Kurses werden diese Reflexionen von den Studenten zu Papier gebracht, in Form von wissenschaftlichen Papers und Postern. Sowohl in dem Paper als auch auf dem Poster, das die wichtigsten Punkte des Papers zusammenfasst, sind die Texte genauso wichtig wie die begleitenden Bilder. Diese sollen durch räumliche und atmosphärische Darstellungen die unterschiedlichen Ideen der Stadt, die analysiert werden, in ihrer Stereometrie und räumlichen Auswirkung visualisieren und sie über den Plan hinaus vergleichbar machen.
Organisatorische Hinweise:
Die Vorstellung der Aufgabe findet am Dienstag, den 29.03.22 um 10:00 Uhr via Zoom statt:
https://rwth.zoom.us/j/92001084202?pwd=VjdWQUdDMGpaRjJvNVBnd1haTTFnZz09
Meeting-ID: 920 0108 4202
Die Ausgabe der Aufgabenstellung findet am Montag, den 11.04.22 um 09:30 Uhr via Zoom statt:
Die Einführung in die Aufgabenstellung des Kurses findet am Montag, den 11. April ab 9.30 via zoom statt:
Link zum 1. Treffen: https://rwth.zoom.us/j/97863833843?pwd=V0JEV2E5QnlRUEFpYnl0TGs1NUxxUT09
ID meeting: 978 6383 3843
Passcode: 584082
Die wöchentlichen Treffen werden dann ab 22. April Freitags von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr stattfinden.
Die regelmäßigen, wöchentlichen Treffen während des Semesters werden dann ab 22. April Freitags vormittags von 9.30 bis 11.30 Uhr statt.
Der Kurs wird meistens in digitaler Form durchgeführt.
Die Bearbeitung der Aufgabe erfolgt in 2-er Gruppen. Angesichts der Vielfalt der untersuchten Texte, bei denen es sich nicht ausschließlich um deutsche Beiträge handelt, und der Verfügbarkeit von vielen englischen Übersetzungen, ist der Kurs sowohl für deutsch- als auch für englischsprachige Studierende geeignet.
Eine zweitägige Exkursion nach Berlin ist für die 23. KW vorgesehen: eine Stadt, die eine breite Vielfalt von Anwendungen der verschiedenen im Kurs untersuchten Stadtkonzeptionen aufweist.
Module: Forschungsfeld M.Sc. – Form und Raum. Stadtkonzeptionen im Wandel 1970er-1980er
Module Code: Code: LV-Nr.: 20.00104
Semester: SS
Jahr: 2022