Die 5. Aachener Tagung thematisiert Raum als eine der grundsätzlichen Einflussgrößen bei Entwurf und Bau von Architektur und Stadt. Unter den grundlegenden Begriffen gehört der des „Raums“ gegenwärtig vielleicht zu den umstrittensten, vielleicht auch nur missverständlichsten innerhalb der Disziplin, aber woran liegt das? Hatte man in den vorausgehenden Zeitläuften mit dem Anspruch philosophisch-physikalischer Hoheit über die begrifflichinhaltliche Bestimmung des „Raums“ gestritten, so kam es im Verlauf des ausgehenden 19. Und beginnenden 20. Jahrhunderts zu einer Überstellung des Diskurses an verschiedene Disziplinen, beispielshalber an die Kunstgeschichte, die Soziologie, die Phänomenologie und die Psychologie, vor allem aber an die Naturwissenschaft. Was der Begriff des Raums beinhaltet und welches theoretische Modell ihm zugrunde liegt wird auch heute noch innerhalb der Disziplinen unterschiedlich verhandelt und behauptet. Nur eine transdisziplinäre Begriffsgeschichte könnte hier wohl noch Auskunft geben, könnte die verschiedenen, sich „entwickelnden“ Fäden von Verständnis und Vorstellung, von Bedeutung und Inhalt, zwischen theoretischen Modellen und synästhetischer Wahrnehmung, differenziert wieder zusammenführen. Spätestens mit dem spatial turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften gegen Ende der 80er Jahre und auch dem in der Nachfolge etwa ab dem Millennium wiederaufgenommenen architekturtheoretischen Diskurs zu Raum, Räumen und Räumlichkeit ist eine disziplinäre Ausdifferenzierung der Begrifflichkeit offengelegt. Die Architektur betreffend setzen wir hier ein Raumverständnis voraus, das dem architektonischen Raum innerhalb der differenzierten Räumlichkeit der Lebenswelt und neben anderen natur-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Raumvorstellungen eine phänomenale Eigenständigkeit zuspricht: Architektur verortet, „stiftet und fügt“ Räume, die im Inneren von Gebäuden – beispielshalber als Hof – und inmitten von Gebäuden – beispielshalber als Platz – erscheinen und die wegen der proportionalen Nähe ihrer baulichen Grenzen als Innenräume auf uns wirken. Andere Räume, beispielshalber Außenräume, die wegen der Ferne ihrer Begrenzungen eher als offene und weite „Felder“ wirken – beispielshalber als Park – zählen nicht zu architektonischen Räumen im engeren Sinn, gleichwohl sie zweifellos zur Räumlichkeit der Stadt dazugehören.
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Lehr- und Forschungsgebiet Raumgestaltung; Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Uwe Schröder; info@raum.arch.rwth-aachen.de; Fakultät für Architektur; RWTH Aachen University; wiss. Mitarbeit: Franziska Kramer, Susanne Rupprecht-Reinke, Jonathan Schmalöer;
Lehrstuhl Baukonstruktion; Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider; info@bauko.arch.rwth-aachen.de; Fakultät für Architektur; RWTH Aachen University; wiss. Mitarbeit: Christian Schätzke, Sophie Schulten, Roman Krükel.
News: Identität der Architektur - 5. Aachener Tagung: Raum
Datum: 23-06-2022