Widmung und Ereignis
Die Räume der Stadt sind gewidmet. Sie weisen auf ein Ereignis hin, das die Architektur einräumt. Über die näheren Umstände des Raumgefüges beispielshalber als Schule gibt die Widmung keine unmittelbare Auskunft und auch das Ereignis nennt nicht zuerst den dort stattfindenden Unterricht. Den in der Stadt Wohnenden gilt die Widmung der Räume und das Ereignis meint die Begegnung mit dem Einen oder Anderen, die in den Räumen der Stadt vorgesehen sind. Erst dieser höhere Gedanke städtischen Wohnens, der verallgemeinernd auf die wiederkehrende Gemeinschaft und Gesellschaft der Wohnenden zielt, führt auch bei unterschiedlichen funktionalen Verknüpfungen zu ähnlichen räumlichen Konstellationen. Gleiches gilt zu verschiedenen Zeiten und Orten. Hof, Straße und Platz stellen archaische Typen vor und weisen kultur- und epochenübergreifend auf eine frühe Zeit städtischer Gesellschaft hin. Auf Grund der kulturellen Fortschreibung ihrer Widmungen haben diese Typen im Verlauf der Geschichte ihre räumlichen Identitäten vor dem kontinuierlichen formalen Wandel der Architektur bewahrt. Die alte Kultur des Wohnens und der anfängliche Gedanke der Stadt haben sich in ihnen überliefert und wegen der beständigen Geltung erforderten sie auch gegenwärtig ein entsprechendes Einräumen der Architektur: Gleich der Sprache in Worten ist die Architektur der Ausdruck von Gedanken in Räumen.
Autor: Uwe Schröder
Titel: Corte, strada e piazza. Sugli spazi / Hof, Straße und Platz. Über Räume
Sammelband/Zeitschrift: in: Visconti, Federica, Pompeji. Città moderna / Moderne Stadt
Serie: Materialien zu Geschichte, Theorie und Entwurf städtischer Architektur
Band: 8
Verlag: Ernst Wasmuth Verlag
Auflage: 500
Ort: Tübingen/Berlin
Datum: 2017
Seite(n): S. 14-17
ISBN: 978 3 8030 0937 1
ISSN: 2364-7663
News: Band 8 der "Rosa Reihe" ist erschienen: "Pompeji. Città moderna / Moderne Stadt"