(...) Der Weg führt unter den Kronen der Obstbäume kreuz und quer über die Wiese zum Turm. Von oberhalb nähern sie sich dem weiß engobierten Backsteinturm, der hangaufwärts zwei schmale, nebeneinanderliegende Öffnungen ausweist. Über Stufen in den Schwellen treten die Beiden gemeinsam und zugleich, aber durch die beiden Öffnungen getrennt voneinander, in das Innere hinein. Im Inneren, im Turmhaus, verliert der Backstein seine weiße Engobe und zeigt den roten Scherben vor. Für einen Moment verweilen die Beiden im Haus des Turmes; vor ihnen weitet sich der Blick im Rahmen der großen Bogenöffnung gegen Westen; am fernen Horizont über dem Tal schimmert die große Stadt, auf der die Sonne ruht; noch darunter im Tal die kleine Stadt mit den verdrehten schwarzen Dächern, aus der sie kommen, in der sie wohnen; für einen Augenblick wenden sich die Beiden einander zu, des gegebenen Versprechens sich vergewissernd; eine Glücksmünze fällt durch den dunklen Schlitz im rot gepflasterten Boden; Hand in Hand, Arm in Arm, schreiten die Beiden gemeinsam und zugleich voran über die tiefe Schwelle des großen Bogens, dem Blick nachgehend die Stufen herab; in beiden Nischen der tiefen Laibungen nach den Spaten greifend, führt der Weg unter den Kronen der Obstbäume kreuz und quer über die Wiese zu der auserkorenen Stelle ihres Baumes.
Autor: Uwe Schröder
Titel: Der Hochzeitsturm zu Plüderhausen
Sammelband/Zeitschrift: in: Remstal Gartenschau 2019, Deutsch,U./Ebertshäuser, K.-E./Englert, Th. (Hg.), in: Das deutsche Wort für Architektur heißt Baukunst. 16 Stationen. Ein Projekt der Remstal Gartenschau 2016
Ort: o. O.
Datum: 2017
Seite(n): 24 - 27
Schriften: La Torre sul Rems a Plüderhausen